Homöopathie vs. Naturheilkunde: Wo liegen die Unterschiede?

Die beiden Begriffe Naturheilkunde und Homöopathie werden immer wieder synonym verwendet, stehen aber für komplett unterschiedliche Ansätze. Gemeinsam haben die beiden Behandlungsvarianten eine hohe Anzahl an Befürwortern.

Homöopathie vs. Naturheilkunde
Präparate aus Pflanzen nutzen sowohl Naturheilkunde als auch Homöopathie © cenczi / pixabay

Homöopathische Behandlungen stehen allerdings gleichzeitig stark in der Kritik. Vor allem unerlaubte Heilversprechen werden hier zum Problem. Wir erklären die Unterschiede zwischen Homöopathie und Naturheilkunde und verraten auch, warum die Phytotherapie so große Aufmerksamkeit generiert.

Die Besonderheiten und Wirkungsweisen von Naturheilkunde

In der Naturheilkunde wird auf synthetisch hergestellte Medikamente verzichtet. Stattdessen kommen Heilpflanzen, natürliche Substanzen und thermische Therapien zum Einsatz. Wir müssen an dieser Stelle klar zwischen Selbstbehandlung und „Therapie durch einen Gesundheitsdienstleister“ unterscheiden. In den letzten Jahren entwickelte sich der Trend stark zur Selbsttherapie. Bei Schmerzen nutzen mehr Menschen natürliches CBD-Öl zur Behandlung, bei entzündlichen Erkrankungen spielen Naturprodukte wie Weihrauch eine Rolle.

Die Ansätze sind nicht falsch, zum Thema CBD wird beispielsweise seit Jahren intensiv geforscht und erste Erkenntnisse lassen eine nachweisbare Wirksamkeit vermuten. Wichtig ist dabei jedoch, die Schulmedizin nicht völlig aus den Augen zu verlieren. Manchmal sind es Kombinationen aus natürlichen Behandlungsansätzen und klassischer Medizin, die dem Patienten die bestmöglichen Ergebnisse liefern.

Gegner behaupten gerne, dass Pflanzenmedizin reiner Hokuspokus sei. Genau das ist nicht der Fall. Es gibt mittlerweile Phytotherapien, die sogar schulmedizinisch anerkannt wurden. Um diesen Status zu erreichen, musste mithilfe von Studien eine klare Wirkung nachgewiesen werden. Hier einige Beispiele, welche Phytopräparate in ihrer Wirksamkeit anerkannt sind:

  • Johanniskraut zur Behandlung von Depressionen (leichter Natur)
  • Baldrian zur Beruhigung und bei Schlafstörungen
  • Echinacea zur Vorbeugung von Erkältungskrankheiten
  • Mönchspfeffer zur Therapie von Zyklusbeschwerden
  • Fingerhut als pflanzliches Therapeutikum bei Herzbeschwerden

Seit 2017 besteht in Deutschland zudem die Möglichkeit, THC-haltiges Cannabis auf Rezept zu verordnen. Werden alle Kriterien erfüllt, übernimmt die Krankenkasse die Behandlung. Das ist im Hinblick auf den Verwandtschaftsgrad zu CBD interessant. Letzteres ist ebenfalls ein Cannabinoid, das auf natürliche Weise in der Hanfpflanze vorkommt. Der grösste Unterschied ist, dass CBD keine berauschenden Effekte hat. Lassen sich die Wirkweisen wissenschaftlich belegen, ist auch hier eine Anerkennung als Phytotherapeutikum denkbar.

Was wir über Homöopathie wissen

Homöopathie gibt es offiziell seit 1805, entwickelt wurde der Behandlungsansatz durch Samuel Hahnemann, einen Arzt, der mit Selbstversuchen arbeite. Das Prinzip der Homöopathie besagt, dass „Ähnliches“ mit „Ähnlichem“ geheilt werden kann. Anders als bei der Phytotherapie gibt es keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass Homöopathie wirksam ist. Zum Einsatz kommen bei der Behandlung zwar auch Pflanzenextrakte (sowie Salze, Metalle oder tierische Produkte), allerdings in einer extrem verdünnten Form. Die eigentliche Grundsubstanz wird mit medizinischem Alkohol oder Wasser potenziert.

Der Ansatz hat eine grosse Anzahl an Kritikern, was nicht zuletzt auf die fehlenden wissenschaftlichen Nachweise zurückzuführen ist. Viele Forscher beschäftigen sich mit der Wirkung, die von Anwendern immer wieder berichtet wird. Der klare Konsens lautet, dass es keinen Nachweis für die Wirkung von Homöopathie bei Menschen oder Tieren gibt. Wie aber ist es möglich, dass selbst Tierbesitzer berichten, dass ihre Vierbeiner von einer entsprechenden Therapie profitieren?

Grundsätzlich gilt das Motto: „Wer heilt, hat recht“ und aufgrund der positiven Erfahrungen setzen die Menschen weiterhin auf Globuli und Co. Sofern im gleichen Zug kein völliger Boykott der klassischen Medizin praktiziert wird, spricht nichts gegen den Feldversuch.

Interesse an Homöopathie und Phytotherapie weiterhin hoch

Geht es um die eigene Gesundheit, suchen viele Menschen nach Alternativen zur klassischen Schulmedizin. Das kann viele Gründe haben:

  • Wunsch nach einem wirksamen Produkt ohne Nebenwirkungen
  • Mangelnde Zufriedenheit mit der schulmedizinischen Therapie
  • Keine Behandlungsmöglichkeit mehr vorhanden
  • Hoffnung auf ein Wunder bei schweren Erkrankungen

Vor allem der letzte Punkt ist bedenklich, denn Scharlatane gibt es in der Naturheilkunde und Homöopathie leider immer noch. Grundsätzlich ist die Einnahme von Globuli nicht schädlich für den Betroffenen, sofern die Schulmedizin nicht zugunsten der Alternativen abgelehnt oder umgangen wird. Einige Krankheiten lassen sich nicht auf natürlichem Wege heilen und entsprechende Versprechen sind als Irreführung anzusehen.

Der Placeboeffekt bei homöopathischer Behandlung

Kommt es durch Homöopathie zu einer subjektiv gefühlten Verbesserung der Beschwerden, könnte der Placeboeffekt eine Rolle spielen. Es gab immer wieder Studien, bei denen Schein-Operationen und wirkstofffreie Pillen am Ende eine Wirkung erzielen konnten. Hier spielt die Erwartung des Patienten eine entscheidende Rolle. Er geht davon aus, dass die geplante Behandlung hilfreich sein wird. Das Gehirn verknüpft seine Erwartung mit bestimmten Vorgängen. Ein prominentes Beispiel für diese These ist der sogenannte Pawlowsche Hund.

Ein russischer Arzt forschte an der Verdauung von Hunden. Durch Zufall registrierte er, dass die Hunde bereits sabberten, wenn sie die Schritte der Fütterer hörten. Dieser Effekt trat auch ohne Futter auf. Er experimentierte weiter und koppelte Futter an einen Glockenklang. Es dauerte nicht lang und die Hunde begannen zu sabbern, auch wenn sie die Glocke ohne Futter hörten. Das Ergebnis dieser Untersuchung lässt sich auch auf das menschliche Gehirn übertragen. Der Körper reagiert in bestimmter Weise, wenn das Gehirn durch Sinnesreize Erwartungen hegt.

Nun ist der Mensch kein Hund, ein ähnlicher Mechanismus ist aber auch beim Menschen erwartbar. Wer beispielsweise täglich eine Brausetablette gegen Kopfschmerzen einnimmt, konditioniert sein Gehirn auf den erwartbaren Effekt. Würde diese Tablette nun durch ein wirkungsloses Placebo ausgetauscht, könnte weiterhin die gewünschte Wirkung eintreten. Das Gehirn rechnet damit und der Körper schüttet die entsprechenden Botenstoffe aus.

Viele Ansätze der Alternativmedizin bekannt

Phytotherapie und Homöopathie sind nicht die einzigen alternativen Ansätze, die heute zur Behandlung von Beschwerden eingesetzt werden. Die nachfolgende Übersicht zeigt, welche Zweige sich entwickelt haben und wo sie unter anderem genutzt werden:

  • Akupunktur: Sie ist Teil der traditionellen chemischen Medizin und wird zur Behandlung von Ängsten, Süchten, aber auch Schmerzen eingesetzt.
  • Chiropraktik: Der Ansatz soll präventiv gegen mechanische Störungen des Bewegungsapparats helfen, wird aber auch zur Behandlung solcher Beschwerden eingesetzt.
  • Osteopathie: Eine manuelle Therapie, bei der das Muskel-Skelett-System manipuliert wird, um Gesundheitsprobleme zu lindern.
  • Ayurveda: Die indische Heilkunst basiert auf pflanzlichen Heilmitteln, Yoga, Meditation und einer ganzheitlichen Betrachtung des menschlichen Körper-Geist-Systems.

 Fazit: Phytotherapie und Homöopathie sind nicht dasselbe

Um die Welt der Alternativmedizin zu verstehen, ist es wichtig, hinter die Kulissen zu schauen. „Hokuspokus“, rufen die Gegner, „Wunder“ die vehementen Verfechter. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Während bei Phytotherapien, gewissen Akupunkturverfahren und auch Chiropraktik eine Wirkung nachweisbar ist, fehlt dieser Ansatz bei Ayurveda, Homöopathie und anderen Verfahren.

Grundsätzlich ist der Denkansatz zur Alternative aber nicht verkehrt. Dabei darf jedoch nie vergessen werden, dass es einige Erkrankungen gibt, die eine wissenschaftlich anerkannte Behandlung zwingend benötigen. Kein Naturheilmittel kann Wunder bewirken und wann immer das behauptet wird, ist es eine reine Marketinglüge. 

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